Paleo-Diät, das bedeutet Essen wie in der Steinzeit. Oder sagen wir lieber: So wie sich Walter L. Voegtlin, der Erfinder dieser ziemlich exzentrischen Ernährungsweise, die Steinzeit eben so vorgestellt hat.
Die Vertreter der Steinzeit-Diät gehen nämlich davon aus, dass Jäger und Sammler besonders gesund waren. Sie glauben, dass sich die Lebensweise des Menschen durch Ackerbau und Viehzucht sehr zum Nachteil verändert hat. Die Folge waren viele Zivilisationskrankheiten.
Durch die Paläo-Diät sollen diese ungesunden Einflüsse wieder ausgemerzt werden. Die steinzeitliche Ernährungsweise kann angeblich nicht nur das metabolische Syndrom verhindern, sondern auch das Risiko für Krebserkrankungen und Allergien deutlich reduzieren, die Leistungsfähigkeit steigern und eine Hilfe gegen Darmerkrankungen (z.B. mit Symptomen wie Blähbauch)
Man soll dank Paleo schlank, fit und gesund bleiben. Und das langfristig. Ähnlich wie bei dem so genannten Clean Eating oder dem Intervallfasten.
Wissenschaftlichen Studien, die das bestätigen, gibt es bisher allerdings noch keine.
Paleo ist keine Diät sondern eine Ideologie
Sinn der Paleo-Diät ist nicht in erster Linie das Abnehmen. Insofern ist die Bezeichnung „Diät“ irreführend. Wenn man damit Gewicht verliert, dann ist das sozusagen nur ein netter Nebeneffekt. In der Hauptsache geht es – angeblich – darum, gesund zu leben.
Diese Ideologie hat durchaus einige richtige Ansätze. Wir haben hier einmal die (unserer Meinung nach) sinnvollen und sinnlosen Überzeugungen gegenüber gestellt.
Macht Sinn bei Paleo | Macht keinen Sinn bei Paleo |
---|---|
Keine industriell verarbeiteten Lebensmittel essen: je natürlicher das Lebensmittel, desto besser! | Milchprodukte sind verboten: fermentierte Milchprodukte (Joghurt, Käse, saure Sahne) halten wir für gesund. |
Lieber Kokosöl oder Schmalz zum braten verwenden als andere Pflanzenöle. | Getreide ist grundsätzlich verboten: Vollkornprodukte halten wir für gesund. |
Industriell verarbeitete Pflanzenfette sind ungesund, da sie ein sehr schlechtes Omega-6 zu Omega-3 Verhältnis haben. | Hülsenfrüchte sind verboten: Weicht man diese ein, sind diese unbedenklich und gesund. |
Und das hat folgenden Hintergrund:
Nach der allgemein geltenden Meinung ist der Mensch ein Allesfresser. Walter L. Voegtlin behauptet allerdings, er sei ein Fleischfresser.
Er beruft sich dabei auf die Evolutionstheorie nach Darwin und das genetische Erbe des Menschen. Diese These wurde später von einigen Wissenschaftlern und Ärzten aufgegriffen und weitergesponnen.
So zum Beispiel auch von Dr. Loren Cordain, der als der eigentliche Begründer der Paleo-Bewegung gilt. Bekannt wurde die Paleo-Diät bei uns vor allem dank Nicolai Worm, einem Buch-Autoren, dem wir schon im Zusammenhang mit der LOGI-Methode begegnet sind. Er hat auch das Werk „Syndrom X oder Ein Mammut auf den Teller! Mit Steinzeitdiät aus der Wohlstandsfalle“ verfasst.
Auch wenn es Steinzeit-Diät heißt – die Vertreter der Paleo-Diät orientieren sich bei der Ernährungsweise an der Altsteinzeit: Das Paläolithikum begann grob gesprochen vor 2,4 Millionen Jahren und endete vor über 10.000 Jahren.
Damals waren die meisten Menschen Jäger und Sammler. Ackerbau und Viehzucht wurden erst später systematisch betrieben. Und die Produkte, die daraus hervorgingen, halten die Paleo-Vertreter für „nicht artgerecht“.
Sie gehen davon aus, dass diese Lebensmittel für etliche Zivilisationskrankheiten verantwortlich sind.
Doch das Paläolithikum dauerte sehr, sehr lange und der Speiseplan unserer Vorfahren war in Wirklichkeit sehr viel bunter und vielseitiger, als es zum Beispiel Voegtlin 1975 in seinem Buch darstellte.
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Die Paleo-Diät ist einseitig und gewöhnungsbedürftig
Es dürfen nur Lebensmittel verzehrt werden, von denen man annimmt, dass es sie in der Steinzeit schon gegeben hat.
Auf dem Speiseplan stehen konsequenterweise keine Getreide- und Milchprodukte, dafür aber viel Fleisch, Obst und Eier.
Die Paleo-Diät folgt somit – abgesehen von einigen Ausnahmen wie getrocknete Datteln und Feigen – im Wesentlichen dem Low-Carb-Prinzip (mehr dazu hier).
Erlaubt | Verboten |
---|---|
Obst und Gemüse | Milch und Milchprodukte |
Fleisch (vom Wild oder von Rindern, die mit Gras gefüttert wurden), Eier | Getreide, Getreideprodukte, Hülsenfrüchte |
Fisch, Meeresfrüchte, Schalentiere | industriell verarbeitete Lebensmittel |
Kräuter, Pilze | Alkohol |
Honig, Ahornsirup | Zucker |
Nüsse, Esskastanien, Datteln, Feigen | |
Wasser, Tee aus Kräuteraufgüssen |
Die Lebensmittel sollten möglichst alle Bio-Qualität besitzen.
Beim Obst sollte man Früchte vorziehen, die möglichst wenig Zucker haben. Als besonders wertvoll gelten Beeren.
Bei Fetten gibt es unterschiedliche Standpunkte: Einige vermeiden Öle und Fette, die in der Steinzeit noch nicht in ausreichender Menge verfügbar waren, wie z. B. Erdnussbutter (Erdnuss ist eine Hülsenfrucht), Maiskeim- oder Traubenkernöl. Nur Oliven- und Kokosöl gelten als gesund.
Andere verzichten auf sämtliche Pflanzenöle, da diese
- industriell verarbeitet sind,
- ein ungünstiges Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren aufweisen und
- mehrheitlich mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten, die durch die Lagerung oxidieren und ranzig werden können.
Margarine, Distel-, Sonneblumen- oder Rapsöl sind demnach tabu. Verwendet werden vor allem tierische Fette wie Butter und Schmalz. Auch wenn Butter ein Milchprodukt und damit ein klassisches landwirtschaftliches Erzeugnis ist.
Und so könnte Dein Paleo-Diätplan für 1 Woche aussehen:
Wochenplan | ||
---|---|---|
Montag | Frühstück | Smoothie aus Obst und Kokosmilch (s.a. Detox-Kur) |
Mittagessen | Hühner-Salat mit Olivenöl, 1 Hand voll Nüsse |
|
Abendessen | Steak gebraten, Gemüse | |
Dienstag | Frühstück | Speck, Eier, 1 Stück Obst |
Mittagessen | Gemüsesuppe | |
Abendessen | Lachs, in Butter gebraten, Gemüse | |
Mittwoch | Frühstück | Obstsalat |
Mittagessen | Zucchini-Spaghetti mit Tomatensoße | |
Abendessen | Rinderhackfleisch, Gemüse. 1 Handvoll Beeren | |
Donnerstag | Frühstück | Rühreier, 1 Stück Obst |
Mittagessen | Rinderhackfleisch braten, 1 Handvoll Nüsse | |
Abendessen | Gebratenes Schweinefleisch, Gemüse | |
Freitag | Frühstück | Eier, Gemüse, gebraten in Kokosöl |
Mittagessen | Geflügelsalat mit Olivenöl, 1 Handvoll Nüsse. | |
Abendessen | Steak, Gemüse, Süßkartoffeln | |
Samstag | Frühstück | Speck, Eier, 1 Stück Obst |
Mittagessen | Steak, Gemüse | |
Abendessen | Gebackener Lachs, Gemüse, Avocado | |
Sonntag | Frühstück | Fleisch, Gemüse |
Mittagessen | Fleisch, Gemüse | |
Abendessen | Gegrillte Hühnerflügel, Gemüse |
Auf die Kalorien musst man dabei nicht achten, weil die Paleo-Diät nicht in erster Linie das Abnehmen zum Ziel hat.
Es schadet aber sicher nichts, wenn man dennoch die Kalorien ein wenig im Blick behält, denn auch Fette und Honig, Nüsse und Trockenfrüchte haben es ganz schön in sich.
Unter dem Strich solltest Du also nicht mehr verzehren, als Du tatsächlich verbrauchst. Deinen Kalorienbedarf kannst Du hier berechnen .
Die Paleo-Diät ist wissenschaftlich betrachtet einfach Unsinn
Wenn wir von der Steinzeit sprechen, dann reden wir
- über einen Zeitraum von 2 Millionen Jahren und
- einem Gebiet, das sich über den gesamten Planeten erstreckt.
Es gab also in ganz unterschiedlichen Lebensräumen vollkommen verschiedene Gruppierungen der Spezies Mensch. Deren Ernährung war je nach den regionalen Gegebenheiten total unterschiedlich: Die Inuit konsumierten fast nur Fleisch, andere ernährten sich fast nur vegetarisch.
So etwas wie eine einheitliche Steinzeiternährung gab es schlichtweg nicht. Alle Aussagen zur Ernährung in der Steinzeit und ihre (angeblichen) Vorteilen für die Gesundheit sind rein hypothetisch.
Wissenschaftliche Belege gibt es dafür nicht. Und:
„Jede weitergehende Interpretation, z. B. im Hinblick auf (…) ihre Eignung zur Prävention chronisch-degenerativer Erkrankungen muss spekulativ bleiben (…).“
Solche medizinischen Aussagen stützen sich meist auf Studienergebnisse zu Völkern, die heute noch als Nomaden oder Jäger und Sammler leben.
Diese leiden zwar nicht an den typischen Zivilisationskrankheiten, sie werden aber auch bei weitem nicht so alt wie wir.
Im Übrigen hinkt da ohnehin jeder Vergleich, weil die Angehörigen dieser Völker sich genau wie die Steinzeit-Menschen eine vollkommen andere Lebensweise haben als wir. Sie sitzen nicht im Büro, sondern sie waren praktisch den ganzen Tag lang unterwegs, um Nahrung zu beschaffen, damit sie überhaupt überleben konnten.
Die Paleo-Diät ist teuer und nicht ganz ungefährlich
Zwar müssen auch wir uns bewegen, um die Nahrung herbeizuschaffen, allerdings nur bis zum nächsten Bio-Supermarkt.
Die Lebensmittel, die bei der Paleo-Diät verzehrt werden, sollen möglichst naturbelassen und qualitativ hochwertig sein.
Somit fällt der Kostenfaktor bei dieser Diät durchaus ins Gewicht – vor allem beim Fleisch.
Und damit sind wir beim nächsten Haken:
Paleo ist sehr Fleischlastig, der Protein- und Fettanteil ist sehr hoch – sehr viel höher als die https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/protein/ (DGE) empfiehlt.
Lucy Jones, eine Sprecherin der British Dietetic Association (BDA) hält den Paläo-Diät-Trend sogar für eine gefährliche Mode:
„Es gibt keinen Beweis dafür, dass er die Gesundheit verbessert und die Forderung, dass man ganze Gruppen von Lebensmitteln, die wichtig für die Gesundheit sind wie Milchprodukte, Getreide und Hülsenfrüchte auszuschließen, können beim Menschen zu ernsthaften Defiziten an lebenswichtigen Vitaminen und Kalzium führen, von Verstopfungen durch den Mangel an Ballaststoffen ganz zu schweigen.“
Fazit
Wir sind uns wohl alle inzwischen darüber einig, dass die moderne Ernährungsweise ein Hauptgrund für Übergewicht und viele Zivilisations-Krankheiten ist.
Aber das ist noch lange kein Grund, deswegen auf gesunde Lebensmittel wie fermentierte Milchprodukte, Getreide oder Hülsenfrüchte zu verzichten.
Zumal die Argumente der Paleo-Vertreter weder nachvollziehbar noch wissenschaftlich haltbar sind.
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